Die letzten Wochen in Urbana-Champaign im US-Bundesstaat Illinois waren ähnlich der letzten Wochen in Österreich, vor fast genau einem Jahr. Ich war angespannt, nervös, aufgeregt. Vorfreude auf Zuhause mischte sich mit der unvermeidlichen Wehmut eines baldigen Abschieds. Meine Zeit als Fulbrighter an der University of Illinois at Urbana-Champaign (UIUC) war vorbei und es gab viele Dinge, die ich nicht mit nach Österreich nehmen konnte: Das Gefühl, 30 Stunden in einem Bus zu sitzen und immer noch im selben Land zu sein. Die Tatsache, auch um Mitternacht noch Einkaufen gehen zu können. Den bequemen Aspekt, keine Geldtasche zu benötigen: Ein kleines Gummifach für Ausweis und Bankomatkarte genügt.
Den Geschmack unzähliger Fast-Food-Ketten, deren Unterschied man riechen kann, ihre sprudelnden Softdrink-Fontainen und das Zauberwort „Refill“. Einheimische, die voller Stolz verkünden, dass ihre Vorfahren aus Europa kommen und die letzten 10 Generationen ihrer Familie aufzählen können. Den Arbeitsethos, der nicht Vitamin B zur Prämisse erhebt, sondern ehrlichen Fleiß, der früher oder später bezahlt wird. Noch nie in meinem Leben habe ich so viele Menschen so hart arbeiten sehen und noch nie habe ich selbst so hart gearbeitet.
Es war also nichts Greifbares, das ich zurückgelassen habe, als ich in den Flieger zurück nach Österreich stieg. Mein Fulbright-Jahr war vor allem ein Gefühl der neuen Routine. Ein alltägliches Leben an einem doch fremden Ort, mit Freunden, einem Beruf, einem Einkommen, einem Zuhause.
Dabei hat mir Fulbright gezeigt, dass Herkunft zwar zählt, aber ein einziges Land nicht unbedingt Heimat definiert. Und dass das Leben, obgleich eine Reise, nicht nur schön ist, wenn man an den Niagara Fällen steht, sondern auch, wenn man das zweite Cola umsonst bekommt.
Anna Wiesinger is a graduate of the University of Vienna and was an Fulbright Foreign Language Teaching Assistant at the University of Illinois, Urbana-Champaign in 2016–17.